Rückblick auf die Wanderwoche vom 19. - 26. Juni 2016 in Mühlhausen/Thüringen



Bauernkrieg und Weltnaturerbe Hainich



Sechsundzwanzig Taunusklubmitglieder und ein Gast aus München waren dem Angebot des Vorsitzenden Gerd Unruh gefolgt, um eine Wanderwoche am Hainich zu erleben. In der ehemaligen freien Reichs- und Thomas-Müntzer-Stadt Mühlhausen war man optimal einquartiert.



Am Anreisetag konnten sich alle noch mal vor dem Abendessen bei einem Rundgang durch die um die mittelalterliche Stadtmauer angelegten Grünanlagen die Beine vertreten.



An zwei Tagen wurden Teilstrecken des Pilgerweges Loccum - Volkenroda erwandert. Er erinnert seit 2002 an Mönche, die 1163 von der Zisterzienserabtei Volkenroda aus das Kloster Loccum bei Hannover gegründet haben. Bei der Wanderung durch die offene Feldflur konnte man Blumen bewundern, die bei uns schon lange verschwunden sind: Erdnussplatterbse, Feldrittersporn, Sommeradonisröschen und Tragant waren häufig am Wegrand zu finden. In Volkenroda wurde 2001 der Christuspavillon der Expo Hannover wiederaufgebaut. Er ersetzt das baufällig gewordenen Längsschiff der ehemaligen Klosterkirche.



Die Flachetappe von Zella bzw. Horsmar entlang der Unstrut nach Mühlhausen war idealerweise auf den schwülwarmen Freitag gelegt und extra früh gestartet worden. Hierdurch konnte der heiße Nachmittag individuell gestaltet werden.



Zwei Wanderungen führten in den Hainich. Die eine führte entlang des Poppenröder Baches und vorbei am Schwanenteich in den Mühlhäuser Stadtwald. Der Schwanenteich machte mit zwölf erwachsenen und zehn jungen Schwänen seinem Namen alle Ehre. Aber auch die Küken der Blässralle mit ihrem farbenfrohen Daunenkleid erfreuten die Wanderer. In der Nähe des Schwanenteiches befindet sich die gefasste Erdfallquelle des Poppenröder Baches. Im Quelltopf schweben an steinbeschwerten Schnüren Blumensträuße, die anlässlich des Poppenröder Brunnenfestes dem Quellgeist „geopfert“ wurden. Im benachbarten pittoresken Poppenröder Brunnenhaus mit reichverziertem Fachwerkobergeschoß aus dem 17. Jahrhundert wurden einst rauschende Feste gefeiert.



Der auf Muschelkalk stockende Buchenmischwald präsentierte mit rotem und weißem Türkenbund, gelbem Eisenhut, Vogelnestwurz und geflecktem Knabenkraut weitere botanische Besonderheiten.



Ein Höhepunkt der Wanderwoche war der Besuch des Baumkronenpfades im Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe Hainich. Der als breite Rampe angelegte 534 m lange Weg bietet an verschiedenen Stationen viel Wissens- und Staunenswertes über die Natur der Hainichregion. Vom 44 m hohen Aussichtsturm konnte man seinen Blick über die in unterschiedlichen Grüntönen leuchtenden Baumkronen des aus Eichen, Buchen, Hainbuche, Linden, Ahorn, Eschen, Kirschen und vereinzelten Elsbeeren und Ulmen bestehenden „Urwald“ in die Ferne schweifen lassen. Aufmerksame Teilnehmer entdeckten in einer abgestorbenen Buche die Kinderstube einer Waschbärenfamilie. Im Anschluss bot der Rundgang mit einem Naturpark-Ranger noch vertiefende Einblicke in die Entstehungsgeschichte und Entwicklungsziele des Nationalparks.



Eine Führung durch die einst freie Reichsstadt Mühlhausen mit ihren 21 zugehörigen Dörfern eröffnete dank der kenntnisreichen und engagierten Stadtführerin tiefe Einblicke in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse im gar nicht so dunklen Mittelalter. Dank nur geringer Kriegszerstörung konnten Bauzeugnisse verschiedener Stilepochen auf engstem Raum bewundert werden. Sie sind ein beredtes Zeugnis der durch Tuch- und Lederherstellung, Färbereien und Fernhandel reich gewordenen Bürgerschaft. Durch ein von Bund und Land Thüringen aufgelegtes Förderprogramm konnten viele dieser Gebäude fachgerecht saniert und modernen Wohnansprüchen angepasst werden. Ein zweiter Schwerpunkt der Führung lag auf dem Wirken des Reformators, Revolutionärs und Bauernführers Thomas Müntzer, welcher durch die Schlacht bei Frankenhausen zu trauriger Berühmtheit gelangte. Im Bauernkriegsmuseum konnte, wer wollte, die erhaltenen Informationen vertiefen. Die hier dokumentierten 12 Artikel beweisen, dass die gegen die ausufernden Lasten der Feudalherren gegenüber der Landbevölkerung erhobenen Forderungen durchaus unserem heutigen Demokratieverständnis entsprechen.



Einige unermüdliche Teilnehmer nutzten den freien Nachmittag zu einer Wanderung vom Mittelpunkt Deutschlands bei Niederdorla zurück nach Mühlhausen.



Den Abschluss der Wanderwoche bildete die Wanderung von Nazza nach Mihla vom westlichen Rand des Hainich ins Werratal. Hiermit wurde der Eindruck der abwechslungsreichen Landschaft der Hainichregion vervollständigt.

Selbst für eine nicht mehr so wanderfitte Teilnehmerin bot Mühlhausen so viel Abwechslung, dass keine Langeweile aufkam. Beim Abschlussabend wurde dem Organisator und seinem Helfer für die gelungene Durchführung der Wanderwoche gedankt.